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Es scheint ansteckend zu sein, so wie sich das im Moment verbreitet. Nein, ich meine nicht die Schweinegrippe, sondern Versicherungsagenturen.

Da, wo bis vor kurzem noch eine Bäckerei war, ist seit Woche eine Filiale der DEVK und da, wo vorher eine Sprachschule war, ist seit heute HUK-Coburg. Die Versicherungen erobern die Innenstadt wie Außerirdische die Erde im Hollywoodfilm. Oder sind die mittlerweile das, was früher die Ein-Euro-Ramschläden und noch viel früher die Handyshops waren? Quasi die Algenpest des gewerblichen Immobilien. Du weißt, dein Laden ist pleite, wenn Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer schon wie ein Aasgeier um das Objekt kreist.

Vielleicht ist es aber auch nur so, dass die Versicherungsbranche downgesized wird und sie ihre Stahl-und-Glas-Paläste in den Metropolen verlassen müssen, um kostengünstig in der Provinz unterzukommen.

Bilder des Grauens

Wenn man heutzutage einen neuen Arzt sucht, dann macht man das ja im Internet. Da kannst du dir die Nasen genau angucken. Und die Bilder von ihrer Praxis. Und dann kannst du sagen: Also dieser Doktor soundso, der grinst so blöd, der nimmt bestimmt nur Privatpatienten. Oder Drogen. Oder beides abwechselnd. Und dieser hier, von dem dachte ich erst, er hätte Bilder von einem Kaninchenstall ins Netz gestellt, dabei war es sein Wartezimmer!

Ich war mal auf der Homepage eines Zahnarztes, da war auch die Handynummer angegeben, unter der er einen Cadillac verleiht. Da hat man schon irgendwie das Gefühl, dass man als Patient nur Mittel zum Zweck ist. Der hatte auf dem Wartezimmerfoto übrigens ein Aquarium, das war schon vom Bild her derartig umgekippt, dass ich sagen würde: Da ist nichts mehr zu machen, das muss komplett raus!

Und trotzdem stand daneben, sie würden sich bemühen, in ihren Räumen für eine entspannte Urlaubsatmosphäre zu sorgen. Urlaubsatmosphäre beim Zahnarzt? Damit dann die Patienten besonders früh aufstehen, um sich den Behandlungsstuhl mit nem Handtuch zu reservieren???

Auf Zahnarzthomepages sehen sowieso alle immer so glücklich aus. Wie eine Mischung aus Lachgas und Scientology. Die lächeln, als würde es heißen: Ein Tag ohne Zahnarzt ist ein verlorener Tag! Wer von meinen Lesern Tipps hat mit Links auf besonders schöne Arzt-Homepages: Her damit, ich sammel die!

 

Die nackte Kanone

Ich zitiere wörtlich: „Bild am Sonntag begleitete die Kanzlerin in den Krieg. Angela Merkel: Frontfrau in Afghanistan… Merkel trägt Anorak über ihrem schwarzen Blazer, zieht sich gegen den eisigen Wind eine Decke über die Knie, studiert Unterlagen für den bevorstehenden Besuch. Und man fragt sich, was sich eine Kanzlerin so alles antun muss, um die eigenen Soldaten fern der Heimat zu besuchen und zu ermutigen?“

Na, das schreit ja direkt nach einer Verfilmung mit Bruno Ganz. Bild wäre jedenfalls bereit für echte, markige Kriegsberichtserstattung, Feldherrenpathos und Landserdramatik. Soviel jahrelang ungeschriebenes darf endlich wieder aus der Feder fließen! Ach, hätte Ernst Jünger noch berichten können über diesen Friedenseinatz! Den die Mehrheit der Deutschen nicht will, aber für den die Kanzlerin anscheinend Mitleid und Anteilnahme verdient hat.

Endlich werden wieder Kampfhubschrauber ins Bild gerückt, endlich umweht wieder Wüstensand die deutsche Politik. Endlich heißt PR wieder Propaganda.

Das Kartonrätsel

Heute hab ich beim Frühstück mal meine Milch gelesen, also die Packung. Und darauf einen spektakulär mysteriösen Aufdruck gefunden:

„Karton aus verantwortungsvollen Quellen“ – wow! Soll das heißen, er stammt nicht von WikiLeaks? Das mit den „Quellen“ klingt irgendwie nach Geheimdienst, aber sollte der momentan nicht eher mit der Terrorgefahr beschäftigt sein als damit, dem Hormuth Kartons zusammenzufalten? Und was sind überhaupt verantwortungslose Kartonquellen? Drogensüchtige Pappkameraden? Wenn schon verantwortungsvoll, dann hätte ich ja gerne gewusst, wer es ist. „Quellen“ klingen da so seriös wie irgendwelche Spendernamen, die Helmut Kohl bis heute nicht rausrücken will. Packungen zu lesen lohnt sich immer. Ich werde nie den Karton vergessen auf dem der irgendwie sehr zweideutige Satz stand: „Flachgelegt gehöre ich ins Altpapier“.

Papaparlamentarismus

Freunde, Gurus, Religionsgründer! An dieser Stelle seid noch einmal an den einfachen und wichtigen Kniff erinnert, mit Eurem Glauben auch gleich einen eigenen Staat ins Leben zu rufen. Und sei er noch so klein und undemokratisch. Auf diese Weise könnt Ihr nämlich im Bundestag sprechen.

So wie der Kollege Benedikt, der Ende nächsten Jahres mit dem Papamobil direkt am Parlament anflanscht, um höchst feierlich und leitkultürlich der Union Segen zu spenden. Und den Grünen Pickel zu bescheren. Schöner lässt sich die heilige Durchdringung von Staat und Religion nicht feiern, als mit diesem kleinen technischen Vorsprung gegenüber dem Islam, den Buddhisten und Atheisten. Die leider wegen des historischen Formfehlers der Nichtstaatlichkeit draußen bleiben müssen. In den Fußgängerzonen und Industriegebieten.

Nein, das ist keine Wettbewerbsverzerrung, das ist Tradition und spirituelle Folklore. Immerhin spricht auf die Weise mal jemand im Bundestag, der uns nicht auf Wahlplakaten belästigt und uns mit sogenannten Reformen verschont.

Neun Jahre Afghanistaneinsatz und nichts ist gut. Sondern höchstens Gutti. „Es gibt Licht, aber auch immer noch viel zu viel Schatten“, hat Westerwelle im Bundestag gesagt. Klingt wie ein Glühwürmchen im Tunnel. Und der Bericht der Bundesregierung, in dem steht, dass es da kaum vorangeht, der heißt natürlich „Fortschrittsbericht“. Das ist die Sorte Fortschritt, bei der man überlegt, wie man heil wieder rauskommt. Aber Fortschrittsbericht klingt ja schon fast nach „Aufschwung Afghanistan“.

Westerwelle findet übrigens die „Schmähkritik an Frau Guttenberg unanständig“. Halten wir kurz fest: Erst hat sie auf RTLII peinlich-pathetisch-reißerisch Kinderschänder gesucht, dann geriet ihre Stiftung in die Kritik wegen intransparenter Geschäftsführung und dann saß sie bei „Wer wird Millionär“ und hätte fast jede Menge Charity-Geld verzockt, wenn Jauch ihr nicht vor laufender Kamera fast schon aggressiv erklärt hätte, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt in Kundus den Rauschgoldengel zu spielen, war weniger eine PR-Maßnahme für die Soldaten, als vielmehr in eigener Sache.

Eine andere Liga

Das Schönste an Italien ist Berlusconi. Diese Mischung aus Mafiapate, Mediendiktator und geliftetem Drecksack zeigt uns Deutschen immer wieder, wie weit unser politisches Personal doch von der internationalen Spitzenklasse der Regierungsschmierlappen entfernt ist.

Gegen den Paten Silvio ist Angela eine einfache Hütchenspielern. Und da ist auch nicht mehr viel Raum nach oben: Puffparties und größere Bestechungsorgien kriegt sie nicht hin, da steckt einfach zuviel protestantische Physikerin in ihr. Und auch Guido kommt bei der Vetterleswirtschaft kaum über Hoteliers und Lebensgefährten hinaus, vom kriminellen Potential her bleibt er eine Klemmschwester.

Guttenberg? Ist ja quasi naturgeliftet und schauspielerisch hinreichend begabt. Hat aber zuwenig Mördergrube im Herzen und zuviel blaues Blut im Bewusstsein. Nein, unser Schurkenstaat bleibt eine kleine Nummer. Was für ein vorweihnachtlich-hoffnungsvoller Gedanke.

Kundus en Vogue

In Kundus wird die Lage immer schlimmer. Der jüngste Anschlag auf unsere Soldaten dort war eindeutig ein PR-Anschlag. Ken und Barbie von und zu oder aber auch Guttenberg haben gezeigt, wie man ein vermeintlich aufrichtiges Anliegen durch das etwas zu gekonnte Auftragen von guter Garderobe und ein sich verselbstständigt habendes Lächeln völlig untergräbt.

Das Thema Krieg sah auf einmal aus wie eine Mischung aus Foto-Love-Story und Otto-Katalog. Und als wär es nicht schon schlimm genug, hatten sie auch noch Johann Bappsack Kerner im Gepäck, die Kuscheldrohne der deutschen Talklandschaft. Das verteidigungspolitische Statement von Hanni und Nanni Guttenberg war eindeutig:

Es geht in dieser Situation vor allem um die konsequente Umsetzung des Partnerlooks aus grauem Rollkragenpullover, sandfarbener Hose und nachtblauem Parka. Sie zeigt eine rot karierte Bluse im aktuellen Boyfriend-Look, deren Muster er gekonnt im Schal aufnimmt. Sportlich aber doch leger kombiniert sie die Schutzweste ganz ladylike zu den Boots aus australischem Schaffell, die reizvoll den dezenten Pelzbesatz des Parkas konterkarieren.

Er trägt mit weltläufiger Nonchalance einen Kampfhelm in der Hand, während sie mit einem geräumigen Leder-Shopper zivil dagegen hält. Bei alledem umweht sie eine Aura zeitgemäßer Bodenständigkeit, nach dem Motto: Haargel von Schwarzkopf, Brille von Fielmann. Ein perfektes Outfit, auf Englisch würde man sagen: dressed to kill!

Die Qual der Zahl

Sofort ausweisen, den Horst Seehofer! Schickt ihn da hin, wo es egal ist, ob Politiker auch nur im Entferntesten Ahnung haben. Der Mann kann keine Zahlen. Hantiert hauptberuflich mit Milliarden und Millionen von Steuergeldern, aber hat keinen blassen Schimmer davon.

Bei einer TV-Spendengala hat er sich mit der Moderatorin gemeinsam so unterirdisch entblödet, dass es der reinste Bildungs-Limbo war, nur ohne Musik. Die Spendensumme „3.014.237“ konnte er nur vorlesen als „Drei-Punkt-Nulleinsvier-Punkt-Zweidreisieben“. Dann hat er noch etwas rumgestammelt und am Schluss irgendwas von „Dreimillionen Hundertvierzigtausend“ gemurmelt. Da redet echt der Blinde von der Farbe.

Nein, das ist nicht menschlich. Das ist bezeichnend. Der Mann rechnet so, wie Oettinger Englisch spricht. Jetzt ist auch wieder klar, warum Politiker kein Ausbildungsberuf ist, die Betriebe würden einfach keine geeigneten Lehrlinge finden. Viel Spaß beim Fremdschämen:

Also diese Frau Holle ist ja echt eine launische Schlampe. Heute haben wir den dritten Advent und draußen ist alles graugrüner Matsch. Da sind wir hier zwei Wochen durch die Arktis geschlittert und dann ist am 24. wahrscheinlich doch wieder nur dieser optisch und emotional völlig unterspannte Larifari-Winter.

Soviel „Schneeflöckchen“ kannste gar nicht singen, dass es dir dabei weihnachtlich ums Herz wird. Dafür muss man wieder stundenlang auf dem Weihnachtsmarkt im Nieselregen stehen und sich dieses meteorologische Drama mühevoll schönsaufen. Und ich hab noch keine Geschenke. Wie wäre es mit Kunstschnee?

Vielleicht sollte man das Fest aber auch einfach etwas umgestalten: Der Weihnachtsmann kommt nicht auf dem Schlitten, sondern im Schlauchboot. Ohne Rentiere, aber von Seepferdchen gezogen. Und ins Haus gelangt er dann nicht durch den Kamin, sondern er steigt mit dem Grundwasser von unten in den Keller. Das ist die gute Nachricht: Wenn überall so viel Wasser in der Nähe ist, können wenigstens mal wieder echte Kerzen an den Baum!