In einer Stunde will Franz-Josef Jung vor den Bundestag treten und sich erklären. Damit wir ihn verstehen. Damit wir wissen, ob uns Informationen vorenthalten worden sind, oder ihm. Damals, als im Frühherbst alle Welt schon früher wusste, dass wir Deutschen nicht nur einen Tanklastzug in die Luft gesprengt haben, sondern auch Zivilisten. Bei denen Jung bis heute nicht weiß, ob er davon eigentlich was weiß.
Kann Jung überhaupt in solchen Situationen eine gute Figur machen, oder hat er nicht eh eine chronische Minderbegabung in Sachen Souveränität? Genau deshalb glaube ich nicht, dass er uns damals belogen hat, dabei wär er rot geworden. Und darum haben ihm die Militärs die entsprechenden Berichte und Bilder nicht vorgelegt, weil sie das Gestammel nicht in der Tagesschau sehen wollten.
Das war der Minister, der statt des Wörtchens „Krieg“ einen weißen Fleck im Wortschatz hatte und der von seinen Mitarbeitern so gepampert wurde, als könne er nachts nur mit Leuchtmond in der Steckdose schlafen. Also ein unwürdiger Verteidigungsminister. Den man auch nicht so einfach umkneten kann in einen würdigen Arbeitsminister. Also wäre Zurücktreten ein erster Schritt nach vorn. Aber soll er sich doch erst mal erklären. Damit er sich versteht.
Ansonsten gilt weiterhin: Jung sieht immer älter aus
Um sich selbst zu verstehen, müsste FJJ erst einmal verstehen, was er tut. Un ich glaube, das weis er nicht einmal. Also zurück auf los!
Ach, ich reagiere immer etwas gereizt wenn Jung im Falle des Tanklastzugs Fehlverhalten vorgeworfen wird. Wir hatten das ja schon unter entsprechenden Link. Und bevor ich mich wieder etwas „verlese“, ja, Sie haben mit all dem Recht was sie sagen. Trotzdem muss ich noch einmal betonen, auch wenn er unwürdig ist/war, empfinde ich sein Verhalten zu diesem Unglück fast vollkommen richtig, auch wenn er gelogen hat.
Denn er hat gegen eine Vor-Verurteilung des Kommandanten (ob er wegen irgendwas schuldig ist oder nicht, ist ein anderes Ding) angekämpft, bevor ein abschließender Bericht eine Verurteilung wirklich gerechtfertigt hätte. Medien und Opposition sind sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls wie die Geier auf Jung und die Soldaten losgegangen, ohne dass weitere Umstände bekannt waren. Ich habe nichts gegen Kritik, wenn diese gut begründet ist. In diesem Falle war sie es NOCH nicht, da keiner wirklich Klarheit über ALLE Umstände besitzen konnte.
Sprich er hat die Soldaten in Schutz genommen, die von ihrer Heimat aus weit mehr beschossen werden als dort in Afghanistan.
Lieber Captain, ich ernenne Sie zum Verteidigungsministerverteidiger h.c. !
Wenn er sich selbst verteidigt, indem er sagt: „Ich wusste von dem Bericht, aber habe ihn nicht gelesen, deshalb konnte ich ja nix wissen“, dann ist er auf jede Hilfe angewiesen.
Eigentlich mag ich Jung überhaupt nicht. Seine Partei erst recht nicht. Die sind mir mit ihren Machtgeschachere zu suspekt. In dem speziellen Fall lass ich mich aber gerne dafür einspannen.
Was Jung wusste, oder was nicht, ist für mich dabei irrelevant. Selbst wenn er das wusste, was ihm vorgeworfen wurde, würde ich ihn immer noch verteidigen. Sicherlich bin ich auch für größtmögliche Transparenz. Da aber Medien und Opposition sich so unfair verhalten haben (siehe Kommentar oben), empfinde ich seine Handlungsweise als genau richtig.
Wo kommen wir eigentlich hin, wenn Medien und Opposition OHNE unabhängige Beweise (die zu dem Zeitpunkt nun mal nicht vorlagen) andere Menschen beschuldigen können? Und das auch noch so frech und skrupellos?
Wie schon gesagt, ich mag Jung und seine (auch skrupellosen) Bandenmitglieder nicht. Aber ich bin vor allem gegen Unrecht. Und meiner Meinung nach ist das Unrecht der fiesen Attacken größer, als die Lüge des Verteidigungsministers. Es ist traurig, dass in Deutschland eine sachliche Diskussion nicht möglich ist sondern darauf ankommt, wer am lautesten schreien, bzw. die meiste Presse hinter sich wissen kann. (Siehe Fall Dierkes)
Und noch etwas. Selbst wenn Jung seinen Arsch über die Zeit retten wollte, und deswegen gelogen hat, und nicht primär seine Soldaten verteidigen wollte, ist mir das auch egal. Aber unsere Soldaten gehören vor „friendly“ fire geschützt. (geiles Wortspiel :P)
Süddeutsche titelt heute: „VerteidigungsminstERIUM belog Öffentlichkeit“. Das ist der Punkt. Die haben ihren wie auch immer gutmeinenden Minister umgangen. Egal, wie aufrichtig er ist, es ist sein Ministerium, seine Verantwortung, sein Laden. Wenn die ihn nicht ernst nehmen, muss er gehen.
Ich sag nicht, dass er nicht gelogen hat. Ich sag nur, egal was er wo wusste, sein Verhalten war in diesem speziellen Fall richtig. Er hat seine Soldaten ERST einmal in Schutz genommen. Was er gemacht hätte, wenn ein unabhängiger Bericht vorliegt, das ist eine andere Frage. Aber als erstes hat er seine Soldaten in Schutz genommen. Das hätte man auch anders machen können. Aber, und das ist meines Erachtens der Kern der Geschichte, er hat sich erst einmal schützend vor seine Soldaten gestellt, um sie vor „friendly“ fire aus Deutschland zu schützen.
Seien wir doch mal ehrlich. die Öffentlichkeit will zu den meisten Fällen belogen werden, aber hier meckern sie, weil es ihnen in den Kram passt. Und die Wahrheit? Sie verträgt schon lange keine Wahrheit mehr. Kaum noch jemand hier kann noch Kritik vertragen, bzw. eine sachliche Diskussion führen. Es kommt nur noch darauf an, wer am lautesten Schreien, und die meiste Presse hinter sich scharren kann.