Letztes Jahr im Sommer gab es einen großem Aufschrei: Die Milch wird teurer, weil die Chinesen sie uns wegtrinken, als wäre der Milchbart eine neue olympische Disziplin. Die Bauern sagten: „Sollse nur! Dann können wir endlich wieder von der Milchherstellung leben, und müssen nicht länger unsere unbedarfte Haut in Bauer-sucht-Frau-Shows zu Markte tragen!“. Kein Jahr später lese ich vom nächsten Aufschrei: Die Milch wird billiger, weil Aldi die Preise drückt und die EU zu viel davon herstellt, der Markt ist so locker-leicht, der schwimmt sogar in Milch. Die Bauern wimmern: „Scheiße, jetzt müssen wir wieder auf den Strich!“.
Ach ja, die EU wird ihre Milch auch deswegen nicht los, weil der Euro so stark ist, da lässt der Chinese lieber anderswo melken, vielleicht sogar in Gegenden, in denen die Menschen sich Milch gar nicht leisten können. Gut, weil der Euro stark ist, merken wir andererseits nicht so deutlich, wie teuer Benzin eigentlich weltweit geworden ist. Also, die Billigmilch zum Aldi zu fahren könnte auch viel teurer sein. Fragt mich nicht, was das für die Bauern bedeuten würde.
Jedenfalls: Das „Alles-wird-immer-teurer-Gejammere“, das als Stoßgebet verzweifelter Hausfrauen am Butterregal Hochkonjunktur hatte, ist damit widerlegt. Manchmal wird es auch wieder billiger. Und keiner weiß, ob das gut oder schlecht ist, wenn dir zwar mehr in der Haushaltskasse bleibt, aber die Landwirte Hartz-IV beantragen und im Fernsehen derart ungelenk balzen müssen, dass die Milch sauer wird, was egal ist, weil sie billig ist, zumindest bei uns, die wir den Euro haben, uns Nahrungsmittel leisten können und sogar hin und wieder eine Tankfüllung.
Puh, ist das kompliziert. Ich hätte nie gedacht, dass ich von Milch mal einen Brummschädel bekommen könnte.
Die Überschrift stimmt nicht ganz. Es sind doch eher die Milchbuben, die rechnen müssen. Sie müssen sich ja bei niedrigen Preisen ins TV hängen… 🙂
Und mich hat sie – die Michmeädchenrechnung – zum lachen gebracht – oder war es vielleicht deine Zusammenfassung von flachgelegter Konjunktur und flachgelegten Landwirten und flachgelgeten Bewerberinnen um ein Bauernherz ;-). ?
Also – ich hatte das Gefühl, da hast das vielschichtige Milchproblem strahlenförmig von außen nach innen laserförmig auf einen Punkt gebracht. :-))
Ich hoffe. dass die Chinesen sich bald wieder auf ihre tradtioninelle Nahrung zurück besinnnen – das schützt sie vor Verfettung – und die Butterpreise da lassen, wo sie noch alle Bevölkerungsschichten ernähren können 🙂
Gruß Nordstrahl
ich glaube, dieses posting war, von der logik her, ein wort gewordener milchshake
So schön sich dieser Beitrag liest, so traurig ist das Thema.
Wie wenig wird die Natur und deren Wert noch geschätzt in unserer Gesellschaft. Schade. Gerne würde ich den Bauern gönnen, dass sie von ihrer Arbeit leben können und nicht von Zuschüssen oder dem Wohlwollen von Aldi und Co.
Ich habe mich schon oft gefragt, warum das Geld so locker sitzt , wenn es um Urlaub, Auto, Flachbildschirm… geht, aber bei den Lebensmitteln wird gemeckert. Ein anderes Thema ist die Frage: Wieviel dürfen Lebensmittel kosten, bis es aufhört, das sie täglich tonnenweise wegeworfen werden?
Ich habe festgestellt, seitdem ich im eigenen Garten viel selber anbaue, fällt es mir schwerer, Dinge weg zu werfen( plus natürlich meine Gene als Schwabe….).
Nur mal wieder so zum Nachdenken.